Knapp 90 Minuten dauerte der Spuk. Der Twitter-Account von @burgerking wurde gehackt. Dem ersten Anschein nach war es Anonymus, die sich einen Spaß daraus gemacht haben die Twitter-Präsenz des Hamburgerbräters zu entern und in ein McDonald’s-Design zu packen.
Das Perfide: Der heutige 18. Februar ist mit dem President’s Day in den U.S.A. ein nationaler Feiertag. Das Social-Media-Team von Burger King dürfte also nur in minimaler Besetzung vertreten sein. Gemäß dem Timing ist es also ein perfekt gewählter Tag für eine deratige Attacke.
Knapp 90 Minuten dauerte es also, ehe nach dem ersten Tweet, der den Verkauf an McDonald’s deklarierte, die Sperrung des verifizierten Accounts durch Twitter bewirkt werden konnte.
Auf Facebook gingen die Fans gleich dazu über dem Community Management von Burger King mitzuteilen, dass man sich doch eventuell um den Twitter-Account kümmern solle.
Vor wenigen Minuten sah die Page von @burgerking dann bereits so aus:
In der Zwischenzeit lässt sich @YourAnonNews im Netz für seine Tat feiern und verweist nicht ganz ohne eine gehörige Portion Sarkasmus darauf, dass die Aktion @burgerking ein sattes Plus an neuen Followern (für den Augenblick) beschert hat:
Quellen: https://twitter.com/YourAnonNews/status/303561470946467840 | https://twitter.com/YourAnonNews/status/303567170418388992 | https://twitter.com/YourAnonNews/status/303570234051268608
Und in der Tat: Vor dem Hack hatte Burger King etwas mehr als 80.000 Follower, wie ein früher Screenshot von buzzfeed.com vermuten lässt, der knapp 83.000 Follower nach etwa 10-20 Minuten Übernahme ausweist. Kurz vor der Sperrung des Accounts schoss die Followerschaft bereits auf +103.000.
Kann man aus diesem Vorfall nun Lehren ziehen? Jein.
Das Timing der Attacke war, wie gesagt, clever. Ein Feiertag ist per se eine gute Option, um einzufallen. Dass es trotzdem „nur“ 90 Minuten gedauert hat, ehe man alles weitestgehend wieder aus Sicht Burger Kings einfangen konnte, ist respektabel.
90 Minuten reichen dem Netz aber, um sich für den Rest des heutigen und morgigen Tages auf die Schenkel zu klopfen und Witze auf Kosten von BK zu reißen. Man wird es verschmerzen können. Der Verlust der Facebook-Page wäre bei über sechs Millionen Fans weitaus tragischer gewesen.
90 Minuten reichten auf der anderen Seite ebenso, um die Fanzahl durch Schaulustige, Spaßvögel und Schadenfrohe um mehr als 23.000 Follower anwachsen zu lassen. Was sagt das über das Web aus? Man wollte beim Sturz vom Thron dabei sein (im wahrsten Sinne des Wortes) und wusste, wo man hingehen musste, um das alles zu sehen. Diese Follower werden aber nicht allzu lange bleiben, möchte ich meinen. Entweder tilgt Twitter die letzten zwei Stunden aus der Historie des Accounts oder aber man entledigt sich einzig der Tweets, die während der Attacke gesendet wurden, und die neuen Anhänger klinken sich wieder aus, wie Anonymus es empfahl. Getreu dem Motto: Die Show ist vorbei. Ihr könnt jetzt wieder gehen.
Die brennende Frage bleibt aber: Was für ein (knackbares) Passwort hat man vor den @burgerking-Account gesetzt, um so verwundbar zu sein? Oder anders gefragt: War man bei Burger King so unvorsichtig ein nicht seriöses Tool zu nutzen, das für die Übernahme Tür und Tor geöffnet hat (man darf Anonymus derlei Fähigkeiten durchaus zutrauen, obgleich man immer wieder in seiner eigenen Timeline miterlebt, wie der Account eines Twitterati via Phising ausgehebelt wurde).
Das Netz wird jetzt noch ein paar Stunden am Rad drehen und man wird versuchen Rückschlüsse daraus zu ziehen. Die Freunde der Sicherheit werden Twitter wieder vorwerfen, dass man viel zu oft ein falsches Passwort eingeben könne, ehe das System reagiere und einen unberechtigten Login-Versuch anzeigt, während Für den Rest des Abends aber nur die Suche nach dem nächsten Entertainment und die Überlegung bleibt, wen es als nächstes erwischen könnte.
Nachtrag (19.02.2013, 06:30 Uhr):
Dem Anschein nach war es nicht Anonymus selbst, die den Account von Burger King gehackt haben, sondern die Untergruppierung #OPMadCow, wie TechCrunch vermutet.
Nachtrag (19.02.2013, 10:00 Uhr):
Vor etwa sechs Stunden (22 Uhr Ortszeit US-Ostküste – Miami, Florida, Hauptsitz von Burger King) hat man sich wieder via Twitter gemeldet. Der Account ist wieder da, hat aber sein Design mit Hintergrundbild und Kopfzeile vorerst eingebüßt. Aber auch hier dürfte es nur eine Frage von Stunden sein, ehe man sich in der Früh eines neuen Arbeitstages darum kümmert.
Weitere Artikel:
-
Foodbeast.com: Burger King’s Twitter Account Got Hacked. Best President’s Day morning. Ever.
Burger King: Twitter Account Gets Hacked – Claims Chain Sold To McDonald’s
Hackers Turn Burger King’s Tweet Stream Into A Whopper Of A Mess
An McDonalds verkauft: Burger Kings Twitter-Account wurde gehackt
Hacker-Angriff: McDonalds-Logo ziert Twitter-Profil von Burger King
Viel Aufregung um (fast) nichts – und letztenendes hat es Burger King erhöhte Aufmerksamkeit gebracht, eigentlich kontraproduktiv aus der Sicht der Hacker, oder?! 😉
Burger King wird in den nächsten Wochen und Monaten sicher mehr als einmal einen dafür eingeschenkt bekommen, dass man Opfer einer solchen Attacke mit diesem Verlauf/Design wurde. Aber du hast schon recht: Much ado about nothing.
Am spannendsten bleibt nur die Entwicklung nach dem Hack: Wie viele Follower bleiben? Wird Twitterer endlich eine Three-Strikes-Out-Regelung bei falsch eingegebenen Passwörtern entwickeln? usw.
ja, da bin ich auch mal neugierig – an der zeit dafür wäre es ja langsam!