Ich staunte nicht schlecht, als ich heute morgen feststellte, dass ich auf den Tag genau seit drei Jahren bei Foursquare angemeldet bin. Drei Jahre. Das sind mittlerweile 5.189 Check-Ins.
Das sind Dutzende Momente, in denen ich Dank der Tipps anderer Nutzer wunderbare Erfahrungen machte und vor fiesen Fehlgriffen bewahrt wurde. Das sind Begegnungen, die ohne Foursquare tatsächlich nicht möglich gewesen wären. Etwa, dass ich einen meiner besten Freunde in München erst kennenlernte, nachdem wir digital zwar schon länger miteinander verbandelt waren, uns aber nie über den Weg liefen. Erst dann, als er einen meiner Check-Ins sah und über die Kommentare ankündigte, er sei in der Gegend und käme mal eben vorbei. Der Beginn einer echten Bromance mit meinem „Zwilling“.
Drei Jahre Foursquare sind auch unzählige Erklärungsversuche, was der Service eigentlich ist. Das sind Diskussionen darüber, warum ich überhaupt sage, wo ich bin. Diskussionen über Datenschutz, Privatsphäre und digitale Selbstbestimmung. Diskussionen mit dem immer mitschwingenden Unterton von Überwachung und einem Hauch von DDR und „jeder ist verdächtig, jeder könnte dich ausspionieren“ (nicht, dass das eingebaute GPS per se die Möglichkeit dazu gibt, unabhängig davon, ob ich einchecke oder nicht – und das alles bereits vor PRISM, Tempora und Co.). Verwunderte Gesichter und Kopfschütteln. Ganz selten Begeisterung und Neugier für das, was es sein kann.
Dennoch, auch nach drei Jahren nutze ich Foursquare immer noch mit der Freude eines großen Kindes, das das nächste Badge ebenso wenig erwarten kann wie die Verteidigung und Eroberung einer Mayorship. Der kompetative Spieltrieb ist stark in mir verwurzelt. Auch darum funktioniert Foursquare nach wie vor für mich, angefeuert durch die immer wieder tollen Visualisierungen der anfallenden Daten, die damit einhergehen. Etwa durch „Visualizeme“ oder aber auch „Time Machine„.
Drei Jahre Foursquare via Time Machine | danielrehn from Daniel Rehn on Vimeo.
Check-Ins sind zu einer fast beiläufigen Handbewegung geworden, die trotzdem immer noch sehr bewusst geschieht. Ebenso wie die Aussage, die ich damit treffe. Denn jede Spur, die wir im Netz hinterlassen, hat eine Botschaft, eine Bedeutung. Für mich heißt es, ich bin im Hier und Jetzt an genau diesem Ort. Und ich bin ein Teil eines großen Ganzen, das sich durch das, was andere als „Oversharing“ oder belangloses Geplapper abtun, miteinander vernetzt und denen durch Tipps und Hinweise weiterhilft, die später irgendwann einmal genau diese Hilfestellung brauchen.
Für mich ist Foursquare eines der altruistischsten Tools, das momentan zu meinem Social-Media-Kanon gehört. Nur durch das, was wir reingeben, können wir Neues lernen und herausfiltern. Ohne Input kein Spaß. Je mehr davon erfolgt, umso besser. Denn ohne Teilhabe jedes Einzelnen aus freien Stücken heraus funktioniert das System, das vor Ort die meisten Reiseführer in die Tasche steckt, nicht. Und genau aus diesem Grund freue ich mich auf die nächsten Jahre mit Foursquare.
+++ Update vom 18. Juli 2013 +++
Kleine Freuden für zwischendurch: Nach einer kurzfristigen Anfrage der dpa, ob man ein paar meiner Statements aus diesem Blogpost für eine Agenturmeldung nutzen dürfte, fand ich mich heute unter anderem auf welt.de wieder. Den ganzen Beitrag gibt es unter Bar, Büro oder Fernsehcouch: Apps wissen, wo du bist zu lesen. Danke für die Anfrage, Teresa Dapp.
[…] nicht mehr brauche: Lokale Reiseführer. Dafür immer dabei: Mein Smartphone mit Foursquare darauf. Seit gut 3,5 Jahren nutze ich Foursquare schon und die Fülle an Tipps und Informationen, die ich rausgezogen habe, ist […]
[…] ob sich ein Besuch auch für mich lohnt. Aus meiner Kontaktliste nutzen den Dienst einige auch als Reiseführer und Informationsquelle, wenn es um fremde Städte und neue Lokale […]