Die letzten sechs Wochen habe ich in einem guten Dutzend Workshops und Fortbildungsterminen verbracht. Allein in dieser Woche waren es vier Termine oder auch 17 Stunden. Social Media waren dabei immer das Gesprächsthema. Mal allgemein. Mal auf einzelne Services bezogen. Gerne auch mit direkten Ansatzpunkten für Kampagnen oder konkrete Fragen aus persönlicher Neugier. Intern. Extern. Für Kunden. Für Kollegen.
Den Terminen immer gemein? Der Moment, in dem es bei einem, mehreren oder allen Teilnehmern „Klick“ macht und Verständnis für die Sache aufkeimt, sich Bahn bricht und an die Oberfläche drängt.
Der Reiz liegt im Verständnis, das entsteht
Für mich, der gerne Dinge erklärt und Wissen vermittelt, sind diese Momente eine große Genugtuung. Nicht nur, weil es mich in meiner Art und Weise Wissen zu vermitteln bestätigt, sondern weil ab diesem Punkt Neues möglich wird. Neue Ideen. Neue Projekte. Neue, weitere Erklärungsversuche für noch spannendere Themen.
Erst in dem Moment, wenn sich das Verständnis für ein Thema Stück für Stück wie bei einem Puzzle zusammenfügt, wird das nächstgrößere Bild deutlich. Am Ende dann das große Ganze. In diesen Augenblicken macht es mir ungemein viel Spaß Berater zu sein. Nicht um des reinen Beratens willen. Das kommt dann später, wenn mit dem Verständnis die konkreten, die richtigen Fragen zu Strategie, Planung und Co. kommen, die das Rumstochern im Trüben obsolet machen. Nein, mir geht es darum, dass meine Arbeit dann leichter wird. Mit einem Mal tun sich Räume für Neues auf. Raum für Spannendes, Aufregendes. Und diese Räume werden erleuchtet. Mal hell und gleißend, als ob jemand schwere Vorhänge zur Seite reißt. Mal erst ganz klein, mit einem Flackern, das dann aber immer stärker und strahlender wird.
Hilfe zur Selbsthilfe zeigt mir mehr von den Menschen
Es mag egoistisch und beileibe nicht so selbstlos klingen, wie mein Einsatz für Erklärstücke und die sehr individuelle Definition von „Kannst du mir das eben einmal kurz erklären?“ der Kollegen es erscheinen lassen. Aber wenn ich mir einmal die Mühe mache, es richtig zu erklären, bis es hängen bleibt, dann muss ich nicht die ewig gleiche Leier wieder und wieder spielen. Es ist wie das Sinnbild vom Menschen, dem man entweder jeden Tag einen neuen Fisch angeln muss oder aber das Angeln selbst beibringt, um dann den nächsten Schritt zu machen. Hilfe zur Selbsthilfe, will ich meinen. Aber das ist ja nicht alles. Nein, es wird danach viel besser. Wie gesagt … ab diesem Punkt wird Neues möglich.
Das soll kein Affront gegen jene sein, die eine oder mehrere Fragen öfter stellen. Im Gegenteil. Ich liebe Fragen und beantworte sie gerne. Fragen verraten viel über einen Menschen. Denkmuster. Auffassungsgabe. Vielleicht aber auch einfach nur, wie jemand gerade drauf ist oder welche Lernmethode besser geeignet ist. Zur Not scribble ich auch das Social Web auf einen Bierdeckel, wenn es die sinnvollste Option ist.
Das Schöne daran ist nämlich, dass ich beim Vermitteln von Wissen und Beantworten von Fragen nicht nur etwas über mein Gegenüber lerne, sondern auch über mich. Denkmuster. Auffassungsgabe. Verfassung. Wie gut kann ich auf jemanden eingehen? Empathie entwickeln? Sympathien und Antipathien beiseite schieben, um bei der Sache zu bleiben?
Jeden Tag besser werden
Jürgen Klinsmann wurde in seiner Zeit beim DFB und bei Bayern München gerne dafür belächelt, dass er offen aussprach jeden einzelnen Spieler jeden Tag besser machen zu wollen. Ich halte das hingegen für einen großartigen Ansatz. Indem ich andere besser mache, erschaffe ich mir ein Umfeld, das produktiver, kreativer und besser drauf ist, weil Dinge dann leichter von der Hand gehen. Und je besser mein Umfeld ist, umso mehr motiviert es mich, dass ich an mir arbeite. Ein Perpetuum Mobile aus Fragen und Antworten, das Dinge ermöglicht, wenn man so will.
Und genau das ist es, was mir am Enabling so viel Spaß macht. Darum ist dieses Thema für mich der absolute Megatrend der letzten Jahre. Im Grunde, seit ich für mich damit angefangen habe. Und ja, ich kann stolz sagen, dass ich seitdem ein besserer Mensch geworden bin. Auf fachlicher, emotionaler und empathischer Ebene – und noch vielen anderen.
Was mir aber am meisten Freude bereitet ist, dass ich noch lange nicht fertig damit bin.
photo credit: Wiertz Sébastien via photopin cc
Sehr guter Artikel. Das geht mir auch so. Anderen Menschen etwas so erklären das sie es verstehen und sich dann selber helfen können ist fun.
Unterschreibe ich so, auch wenn ich nicht hauptberuflich berate 🙂