Slides: „Instagram, Pinterest & Co.: Visual Trends und wie sie einzuordnen sind“

Am Dienstag hatte ich das Vergnügen im Rahmen des Seminars „Voll im Bild – Bilddokumentation und Bildermarkt“ vor den Mitgliedern des Vereins für Medieninformation und Mediendokumentation (vfm) in Bonn einen Vortrag zu „Visual Trends“ halten zu dürfen.

Für die Vertreter von Medienarchiven, journalistischen Redaktionen und Co. war es eine allgemeine Einführung in das Thema visuelle Kommunikation und all dem, was gerade „da draußen im Netz“ so passiert. Der Fokus lag bewusst auf den Impulsen der drei Apps Instagram, Vine und Pinterest, da man allein über den Kosmos YouTube, Twitter und tumblr auf ihrer jeweiligen Bildebene stundenlang referieren könnte. So waren es nur 90 Minuten.

Über die allgemeine Einführung in eine Welt voller Bilder und dem Verständnis für Wort und Bild ging es schnurstracks in das Themenfeld „Selfies“ als ersten Trend (der mit seinen mittlerweile drei bis vier Jahren eigentlich keiner mehr ist).

Die Demokratisierung der Fotografie mittels Phoneography

Denn so leicht es fällt Selbstbildnisse als Narzissmus abzutun, so sehr muss man auch anerkennen, dass die Selbstinszenierung ein Teil von uns ist, der nun für jeden zugänglich wird. Gleiches gilt aber auch für die Fotografie an sich, die mit Apps wie Instagram und exquisiten Kameras in Smartphones demokratisiert wurde. Jeder kann sich nun daran versuchen. Ob die Ergebnisse dann tatsächlich auch einen künstlerischen Anspruch erfüllen oder nicht doch eher Schnappschüsse sind … das zu entscheiden obliegt jedem selbst, der es versteht die persönliche Note des Machers herauszufiltern.

Fakt ist, dass die Smartphone-Fotografie in Bild und Video den Trend zu „Phoneography“ geebnet hat. Vine profitiert als Sechs-Sekunden-Storytelling enorm von der Experimentierfreude seiner Nutzer, während 15 Sekunden auf Instagram im Vergleich dazu eine kleine Ewigkeit sind.

Zwischen Momentaufnahme und geteilter Erinnerung

Ewigkeit ist dann auch das Stichwort, das den Wunsch alles zu dokumentieren einläutet. Momente festzuhalten und zu teilen, sind die eigentliche Intention hinter der Flut an Bildern. Spotteten wir früher über asiatische Reisegruppen, die alles fotografierten, was ihnen vor die Linse kam (um die Eindrücke später in weiter Ferne in Ruhe verarbeiten und ihren Lieben zeigen zu können), kann man heute ja kaum durch eine Fußgängerzone gehen, ohne in den Fokus einer Smartphonekamera zu geraten.

Aus dokumentarischer Sicht haben die Bild-Apps aber noch einen großen Vorteil: Geschichte wird in kleinen Dosen greifbar. Accounts wie der von National Geographic auf Instagram zeigen Winkel der Welt, die man so nie sehen würde, während die New York Times mit „The Lively Morgue“ ihr Bildarchiv der Öffentlichkeit zugänglich macht und alte Geschichten wieder zum Leben erweckt. „History in Pics“ auf Twitter tut nichts anderes, während Marken und Unternehmen mit Retro- und Vintageaufnahmen ihre eigene Vergangenheit aufbereiten, die man als Nutzer sonst gar nicht so auf dem Schirm hat.

So erschließt man sich innerhalb der Apps mit ihren relativ jungen Nutzern – so sind lt. Global Web Index Stand Januar 2014 knapp 75 Prozent aller Instagram-User jünger als 35 Jahre – komplett neue Bezugsgruppen, die man mit der Unternehmensgeschichte in Kontakt bringt.

Ein Leben in Bildern, um daraus zu lernen und sich beraten zu lassen?

Die Nutzer selbst dokumentieren hingegen ihren Alltag, teilen ihn mit ihren Freunden. Und ja, es macht einfach Spaß auf Basis von „Visual Life Logging“ die eigene Timeline zu durchstöbern und noch einmal fotoalbumgleich über einzelne Bilder und Videos hinweg zu sehen, was man wann wo angestellt hat. Für den Moment, als das Motiv damals entstand, war es für mich als Nutzer relevant, lustig oder auch einfach nur machbar. Im Nachhinein ist es gerne ein emotionaler Anker, den ich nun besser einordnen kann oder es möglich macht aus diesem Moment zu lernen.

Aber das sind tatsächlich erst die Anfänge. Die Apps sind noch vergleichsweise jung und die Technik ermöglicht in Zukunft noch sehr viel mehr. Algorithmic Photography zum Beispiel wird eine Kunstform innerhalb der Fotografie, die mit den richtigen Apps ebenfalls für jeden zugänglich wird. Spannender noch ist, was Unternehmen aus all den Metadaten der unzähligen Fotos rausholen. Ich denke da an bildbasiert ausgespielte Werbung, die aus dem Kontext Mittagszeit und Foto des Hamburger Rathauses eine Empfehlung für ein nahegelegenes Restaurant am Jungfernstieg ausspuckt.

Wie gesagt, wir stehen erst am Anfang.

5 Kommentare

  1. […] KOMMUNIKATION Digitales & Reales: Visual Trends und wie sie einzuordnen sind: Am Dienstag hat Daniel Rehn vor den Mitgliedern des Vereins für Medieninformation und […]

  2. […] Die Demokratisierung der Fotografie, Phoneography, Visual Life Logging, … Im Rahmen des Seminars "Voll im Bild – Bilddokumentation und Bildermarkt" des vfm referierte ich in Bonn zu "Visual Trends"…  […]

  3. […] Slides: “Instagram, Pinterest & Co.: Visual Trends und wie sie einzuordnen sind” | daniel re… […]

  4. […] für besseres Fotografieren werden ebenfalls angeboten. Tipps für Phoneography und andere Visual Trends sind jetzt aber nicht wirklich […]

  5. […] love with my camera: Zwischen Narzissmus und ‘Memento mori'” wird an meinen Vortrag zu Visual Trends anknüpfen und sich noch mehr mit dem Thema Phoneography und Selfies beschäftigen, während ich […]

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