Was ist mit der Blogroll passiert?

blogrolling

Was ist nur mit der Blogroll passiert? – Diese Frage stelle ich mir in den letzten Tagen mehr und mehr. WordPress sortiert sie ab Version 3.5 aus. In vielen Themes taucht sie kaum mehr prominent auf. Sidebars und Navigationen verwaisen mehr und mehr um diesen Punkt. Und die Listen, die es noch gibt, sind nicht immer aktuell. Spielt sie überhaupt noch eine Rolle?

Vor gut zwei Jahren fragte Tim Krischak in einer Blogparade noch, was eine Blogroll ist und ob sie für Blogs wichtig ist. Der Beitrag, den ich damals schrieb, ist immer noch einer meiner Lieblinge. Aber in letzter Zeit wird es immer schwieriger eine gute Blogroll zu finden, wobei wir die Definition von „gut“ jetzt einmal außen vor lassen. Ist sie antiquiert?

Aus rein technischer Sicht müsste die Antwort wohl bereits jetzt „ja“ lauten. WordPress hat mit Version 3.5 die bekannte Kategorie „Links“ im Dashboard und auch das Blogroll-Widget entfernt. Bei Updates aus bzw. für alte Versionen wird das Feature noch fortgeführt. Neuinstallationen liefern aber nicht mehr. Warum man sich von Seiten WordPress‘ dazu entschlossen hat, ist unklar.

Selbst in den meisten Design-Überlegungen taucht die Blogroll kaum mehr als verbindliches Element auf. Magazinige Themes lassen mit dem Fokus auf große, ansprechende Bilder kaum mehr Platz für die textbasierten und nicht ganz so hübschen Link-Listen für empfohlene Blogs. Sie „passt“ einfach nicht mehr rein, weil Sidebar und Navigation so minimalistisch und knapp gehalten werden, dass es nicht hinhauen kann. Wenn es gut läuft, dann findet sich eine Unterseite mit dem Titel „Blogroll“, die alle Links sammelt. Ich habe jüngst mit einem ähnlichen Gedanken gespielt, um zumindest auf diesen Weg noch den einen oder anderen „Lieblink“ dauerhaft weitergeben zu können.

Als ich in meine Timeline fragte, was man von der Blogroll hält, kam aber genau das gegenteilige Feedback. Sie ist nicht tot. Sie wird nur vergessen oder nicht mehr als elementarer Bestandteil des Empfehlungsmanagements berücksichtigt. Links in Beiträgen, via Twitter und Co. geteilte Fundstücke, … die Möglichkeiten auf andere tolle Blogs und Artikel hinzuweisen haben sich fraglos im Vergleich zu den Anfängen der Blogs gewandelt. Alles ist dynamischer geworden. Schneller. Aber ist das auch besser?

Die Blogroll war und ist für mich immer ein Statement gewesen: „Das sind meine Lieblinge. Dauerhaft. Jederzeit. Schaut sie euch an.“

Nichts, was man mal eben übersieht oder aus den Augen verliert – und somit aus dem Sinn. Es schreit nicht unbedingt laut nach Aufmerksamkeit, ist aber immer noch ein Quell der Inspiration und Anlaufstelle für gute Informationen.

Oder wie seht ihr das?

19 Kommentare

  1. These 1: Seit es Aggregatoren wie Rivva gibt, die mir interessante Blogbeiträge (und damit Blogs) empfehlen, und seit es Twitter gibt, auf dem mir Nutzer interessante Blogbeiträge (und damit Blogs) empfehlen, brauche ich die Blogrolls nicht mehr, um auf interessante Blogbeiträge aufmerksam zu werden.

    These 2: WordPress ist groß genug, um Standards in Sachen Bloggen zu setzen, daher ist der Anfang vom Ende der Blogroll eingeläutet, wenn sich WordPress von Blogrolls verabschiedet. Und wegen These 1 ist das auch nicht schlimm.

  2. Die Blogroll diente doch seit jeher nur der Linkschleuderung. Zum Start von WordPress war das noch cool weil neu. Heute ist sie ein Relikt, das niemand mehr braucht, weil es nichts bringt. Um auszudrücken, dass ein Artikel gefällt, teilt man ihn. Das ist technisch wertvoll. Die Blogroll ist das nicht mehr. Sie ist tot. Und das ist gut so.

  3. Vielleicht muss man die Blogroll auch einfach nur „neu denken“. Wie wäre es z.B. mit einem WordPress-Plugin, das aus meinem Twitter-Account die Leute ausliest, mit denen ich am meisten interagiere und deren Profilbilder dann hübsch arrangiert als Empfehlung in einer Liste in der Sidebar ausgibt? Also so eine Art „Twitroll“.

      1. Mhh, wenn ich das richtig sehe, erstellt das Plugin eine Liste mit Leuten, die ÜBER meine Posts reden – und das auch nur für die Kommentare. Das müssen ja außerdem im Zweifel nicht die Leute sein, mit denen ich viel zu tun habe oder die ich weiterempfehlen würde. 😉

  4. Mir geht’s ähnlich wie Martin H.: Wirklich verzichten möchte ich eigentlich nicht auf die Blogroll (auch wenn ich sie zu selten pflege). Aber: Es ist etwas anderes, ob ich tagesaktuell Einzelbeträge empfehle oder ob ich ein Statement abgebe, WER mir als Autor wichtig ist.

    Ähnliches ist doch eigentlich auf fast jeder Plattform üblich: Auf Facebook sind’s die Freunde, auf Instagram, Foursquare, Twitter jene, denen ich folge. Das bringt mich zurück zum Punkt „die Blogroll neu denken“: Ich fände es sehr cool, wenn die Blogroll beispielsweise sehr schnell die letzten drei Posts der von mir Verlinkten anteasern würde o.ä. Wenn das Ganze dynamisch aus Interaktionen heraus generiert wird, wunderbar. Muss aber IMO gar nicht sein.

    Da gleichzeitig der RSS-Button immer mehr verschwindet, wird das Blog aus meiner Sicht immer selbstbezogener, während andere Plattformen genau das Gegenteil machen: Integrieren. Klar, denkt man über neue Funktionen nach, lässt sich das vielleicht nicht mehr als bekannte Blogroll in eine schmale Spalte pressen, sondern vielleicht eher als eine Art individuell bestückter Reader auf einer Unterseite (sowas habe ich übrigens schon lange gesucht).

    Übrigens ist mir aufgefallen, dass beim gehosteten WordPress.com das Blogroll-Widget (noch) dabei ist.

  5. Matthias Fromm · · Antworten

    Moin Daniel!

    Nur ein ganz kurzer und sehr subjektiver Einwurf. Eigentlich bin ich ein großer Fan der Blogroll (oder auch der Podroll). Mittlerweile setze ich sie aber selbst kaum mehr ein, da ich einfach viel zu viele Blogs regelmäßig lese, um diese alle in die Blogroll zu hämmern. Bei weitaus mehr als 400 Blogs im Feedreader konsumiere ich ca. 200 regelmäßig (dazu kommen über 120 Podcasts). Selbst diese Zahl ist mir weitaus zu groß, als sie in eine Blogroll zu klöppeln. Und auswählen bzw. Favoriten bilden, mag ich einfach nicht, da es je nach Laune und Gemüt auch gern mal schwankt, was ich favorisiere. Und wenn, dann müsste ich sie eigentlich alle aufnehmen. Der Gerechtigkeit halber…wissen schon.

    Leider gab es nie eine wirklich schöne, technische Lösung. Eine adaptive Blogroll beispielsweise der Blogs, deren Artikel ich gerade irgendwo hinempfehle.

    Mittlerweile verweise ich als Podroll auf die hoersuppe.de und bei der Blogroll werde ich mir irgendwas überlegen, wenn ich zu einem neuen RSS-Reader geflüchtet bin.

    Cheerio!

  6. Mirca Waldhecker · · Antworten

    Ich denke auch, dass vor allem die Zeit fehlt, die Blogroll zu pflegen. Grundsätzlich ist es eine wunderbare Möglichkeit den Leuten Respekt zu erweisen – klingt so antiquiert, aber ist so – und sie zu unterstützen, wofür man umgekehrt genau dasselbe erhielt. Der Nutzen davon ist aber nicht unmittelbar genug erlebbar, dass es die Motivation zur Blogroll-Pflege erhalten könnte. Mehr und mehr konzentriert sich jeder nur noch auf den Aufbau seiner eigenen Marke. Ein wirtschaftlicher Prozess also, bei dem der soziale Aspekt mal wieder flöten geht..

  7. Also ich habe mich bereits seit längerem gedanklich vom Blogroll verabschiedet. Meiner Meinung nach klickt einfach kein Mensch darauf und es nimmt viel Platz weg. Bei Elbmelancholie hatten wir die Idee eine Art „Wir lesen“ zu machen (ähnlich wie bei Carta), aber: Wohin damit und es bleibt die Frage, wer wirklich darauf schaut (ich bin ja ein Freund von Nutzwert).
    Bei YOUdaz haben wir das ganze auch früh aussortiert. Hier haben wir aber unseren „Linksverkehr“, ein Diigo-Widget in dem wir dynamisch Beiträge einbinden können als Lesetipps. Das halte ich für zweckmäßiger.

  8. jormason · · Antworten

    Gute Frage Daniel. Ich habe eine ganz andere Meinung, Teile dessen klangen bei dir schon durch. Eine Blogroll ist tatsächlich antiquiert, nichts ist gegen den Gedanken der Vernetzung und Lieblinks einzuwenden, aber er findet heute live durch Backlinks statt, im Austausch auf Facebook/ G+ und im Follow/Refollow Prinzip auf Twitter.

    Die Blogroll kommt aus einer Zeit wones das noch nicht gab.

    Ein zweiter wesentlicher Punkt ist der des Contentdriven Publishings. Mobile optimierte Seiten mit schmaleren Seiten, lassen kaum Platz für mehr Content und ein pauschaler Ort für Links die von der Seite wegführen ist da schlicht nicht konstruktiv. Wenn eine Leserin daran interessiert ist mehr zu erfahren über die Bloggerin und ihren Hintergrund und somit ihr Netzwerk, dann folgt sie auf den beschriebenen anderen Kanälen. Das ist meiner Meinung nach auch ein Grund dafür warum wir mit Kontaktanfragen auf Social Networks lockerer umgehen sollten. Jeder der nur Kontakte annimmt die er persönlich kennt, handelt gegen dieses Prinzip.

  9. Bei der Blogroll geht es nicht um neueste einzelne Artikel sondern um Quellen und/oder Autoren, die für Themen interessant sind. Die hochgelobten Backlinks aus Aggregatoren wie Rivva und Social Media wie Facebook, Twitter oder Google+ bringen mir gar nichts, wenn ich ein Thema recherchiere, ein super Blog dazu aber gerade in den letzten Tagen nicht referenziert wurde. Wenn ich Mainstream haben will, dann bekomme ich den auch. Über den Tellerrand schauen fällt dabei aber wesentlich schwerer als beispielsweise über eine Blogroll. Für mich ist eine Blogroll eine Antwort auf eine Frage in einem noch nicht persönlich begonnen Gespräch: Welche Blogs empfiehlst Du für den Einstieg oder weitere Recherchen für das Thema X?

    Wenn ich über einen Link (egal über aktuellen Post oder über Suche in Google oder Social Media auf ein interessantes Blog stoße, dann ist dessen Blogroll genau die Möglichkeit, um ein Informationsnetz und neue dauerhafte, auch nicht so prominente Quellen aufzubauen.

    Vorausgesetzt allerdings, dass in der Blogroll nicht nur die Quellen gelistet sind, auf die ich über die Suche sowieso stoße. Der Nutzen, den ich von Blogrolls ziehe, hängt also sehr stark von der Art und Weise ab, wie diese gepflegt wird.

    Deswegen habe ich vor zwei Jahren meine Blogroll wieder aufgebaut, pflege sie weiter und glaube an die Wiederauferstehung der Blogroll

    Den Ansatz von Martin bz. Matthias finde ich gut: Eine automatische Erzeugung der Blogroll wäre gut. Allerdings zöge ich eine Halbautomatik vor. Manche Blogs habe ich manchmal in meiner Roll, obwohl ich sie nicht mehr oft lese oder obwohl sie nicht mehr aktuell gepflegt werden.

    Doch angeblich soll es auch Inhalte geben, die auch nach ein paar Wochen oder sogar Monaten noch interessant sind… :-)) Die würde ich dann dennoch drinlassen. Und nur, weil ich in der letzten Zeit viele Artikel beispielsweise von Mashable gelesen oder social gepostet habe, würde ich diese Quelle nicht in meine Blogroll aufnehmen.

  10. […] Nachvollziehbar ist also, dass er sich und uns fragt: Was ist mit der Blogroll passiert?. […]

  11. Hallo,
    ich denke, es ist ganz wichtig mit welchem Eigenverständnis man den Sinn und Zweck einer Blogroll betrachtet. In den anderen Kommentaren findet man dazu schon sehr viele, sehr unterschiedlich begründete Ansätze. Nach meiner Betrachtung ist die Blogroll eine Sammlung von Lesezeichen, Verlinkung zu anderen, eigenen oder als insgesamt interessant empfundene, externe Blogprojekte. Diese „Lesezeichen“ müssen nicht immer das Resultat eines Linktausches sein und dürfen ruhig auch mal die Arbeit und den Schreibstil anderer Blogger würdigen, ganz ohne Gegenleistung. Auch dies soll es ja geben

  12. […] das wichtigste Problem auf der Welt, aber für Blogger interessant: Daniel Rehns Frage, ob man heutzutage noch eine Blogroll braucht, also eine Linkliste, in der man angibt, welche Blogs man regelmäßig liest. Einerseits ist das […]

  13. Nein, die Blogroll ist nicht tot, sie hat ein großes Potenzial zur Vernetzung unabhängig von eingemauerten Orten wie Facebook und G+. Blogs ohne Blogroll fehlt etwas. Ich finde, sie gehört zur Idee des Bloggens, ebenso wie gegenseitige Verlinkungen lesenwerter Artikel. Es ist schade, wenn es unpopulärer würde, viele schwimmen jetzt schon in ihrer eigenen Suppe und schauen nicht über den Tellerrand.

  14. […]   Crosspost von daniel rehn – digitales & reales […]

  15. […] Was ist mit der Blogroll passiert? | daniel rehn – digitales & reales […]

  16. Hallo Blogger
    ich finde schon, dass man einem anderen Blog, den man auch selber liest Respekt entgegenbringen sollte. Dafür ist ein Blogroll eine super Sache. Da dies nicht mehr automatisch in WordPress integriert ist, mache ich das jetzt mit dem Text-Widget in meiner Sidebar. So benötige ich kein weiteres Plugin und habe trotzdem die Kontrolle. Und da ich meine Links auch selber nutze, verweise ich auch nie auf alte Seiten.

  17. […] stirbt die Blogroll derzeit einen langsamen Tod. Alphajournalisten aus den Holzmedien, die zu bloggen begonnen haben, haben erst gar keine. Malte […]

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