Blogparade: Zukunft Online-PR oder „Was 2013 rocken kann, aber nicht muss“

Foto by sake028 via flickr.com

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Ed Wohlfahrt ruft zum gemeinsamen Blick in die Kristallkugel auf und fragt in einer Blogparade nach der Zukunft der Online-PR. Nachdem unter anderem auch schon der werte Christian Dingler vorgelegt hat, ziehe ich nun nach und haue meine in die Tüte gesprochenen Überlegungen für das kommende Jahr (in Deutschland) raus. Das kann rocken, muss aber nicht.

These eins: QR-Codes bleiben als Kommunikations-Tool missverstanden
Wenn ich spaßeshalber die unzähligen QR-Codes scanne, die mir allein an den U-Bahn-Stationen Hamburgs auf Plakaten und Co. begegnen, dann breche ich regelmäßig in Tränen aus. Zumindest fast. Denn gefühlt 95 Prozent führen auf eine statische Website, die in der mobilen Anwendung auf Smartphone oder Tablet eine Katastrophe sind. Sollte wirklich für jeden falsch eingesetzten QR-Code ein Kätzchen sterben, dann werden Otter-Memes das nächste große Ding. Schade um eine tolle Technik, die ebenso wie RSS einfach am Unverständnis der Masse scheitern wird.

These zwei: „Think mobile“ kommt mehr und mehr auch in Deutschland an
Da gehe ich mit Christian mit. Noch ist „responsive design“ für viele ein Fremdwort, wenn es darum geht ihre Unternehmenswebsites auf einen neuen Stand zu bringen. Aber die Verbreitung von Devices aller Art wird die Unternehmensauftritte in diese Richtung drücken. Man kann kaum mehr anders. Vor allem Tablets werden viel stärker als Ausspielfläche ins Visier genommen.

These drei: Branded Content nimmt Fahrt auf
Was in Communities und Networks wie Reddit und 9Gag passiert ist für den deutschen Markt noch so weit weg wie die Produktion von „Titanic – Teil 2“, aber es gibt bereits erste Versuche von global agierenden Unternehmen die Kultur des Kuratierens und Sharings aufzugreifen. Haben bisher Fans und findige Grafikfreaks Firmenlogos in einen neuen Kontext oder selbstgebastelte Bilder gepackt (siehe Durex), werden es nun Unternehmen sein, die Branded Content, der via Memes seinen Weg aus diesen Netzwerken zu Facebook und Twitter – und somit in die Öffentlichkeit – findet, streuen. Nokia hat bereits erste Schritte gewagt. Die Viralität wird dabei ein entscheidender Faktor sein und von 100 Versuchen schaffen vielleicht nur fünf den Cut über die Gunst der Community. Die rocken dafür aber richtig.

These vier: Weniger Blabla, mehr Mehrwert – Dank Social Mags
Eine Entwicklung, die mich strahlen lässt wie ein Honigkuchenpferd, ist das Comeback von Corporate Blogs, die heute aber a) nicht mehr so heißen (müssen) und b) erst recht nicht mehr so aussehen. Coca-Cola wird als Speerspitze dieser Entwicklungen gefeiert, da man die Chuzpe mitbringt, um komplett auf Content und liquides Feedback der User zu setzen. Die eigenen Inhalte und Botschaften werden in Storytelling und Berichterstattung über das Unternehmen eingebunden, ohne platt rüberzukommen und die eigenen Produkte zu feiern. Das ist richtungsweisend und wird auch in Deutschland viele Unternehmen inspirieren, um sich 2013 Gedanken für 2014 zu machen. Für die Leser werden Unternehmenswebsites und ihre „Anhängsel“ Corporate Blog wieder interessant, da sie diese nicht mehr als Netztagebuch erkennen, sondern als ernstzunehmende Quelle. (Okay, die meisten „ungeübten“ Leser erkennen Blogs jetzt schon kaum mehr als solche)

These fünf: Global Player werden mittels Social Media zu Medienunternehmen
Red Bull hat es beim Stratosphärensprung von Felix Baumgartner vorgemacht. An der Grenze zum medialen Overkill hat man sich gar einen TV-Sender gemietet, um alles festzuhalten. Purer Wahnsinn. Coca-Cola – again – ist nicht weiter Weg vom Sprung zum Medienunternehmen. Kurzum: Das, was Martin Giesler sagt.

These sechs: Keep calm and carry on
Das ist eine Hoffnung, die ich wirklich schon lange hege, aber erst für 2015 als realistisch sehe: Die Hektik bis hin zur Panik, die Unternehmen im Einsatz von Social Media schieben, wird durch eine gewisse Ruhe ersetzt. Wenn es die internen Kommunikatoren oder auch externen Berater in Agenturen und Co. schaffen „neue Kommunikation“ nicht nur zu verkaufen, sondern auch das Verständnis dafür zu verankern, werden viele weitaus gelassener reagieren.

Ansonsten werden die Trends, die 2012 so langsam aus den USA und dem restlichen, nicht ganz so von Angst geprägten Europa nach Deutschland schwappen, ihren weiteren Weg gehen. Wir werden uns tagein, tagaus über neue Säue wundern, die durchs Dorf getrieben werden, Fehltritte sehen, ein paar wenige Highlights feiern, Facebook weiterhin als Nummer 1 hinnehmen müssen, Twitter nicht aus der Kommunikations- und Medienblase kriegen, Instagram neue Top-Werte liefern und mitbekommen, wie das sich auflösende Silodenken der User durch das Silohandeln der selbstverständlich profitorientierten Netzwerke zu Reibereien führt und im hinteren Drittel zu Verschiebungen der Nutzung führt.

5 Kommentare

  1. Stimme dir mit deinen Prognosen zu – gerade auch was Storytelling und Content Marketing durch Unternehmen betrifft – als Ergänzung oder auch Ersatz von Medien. Nur vom Comeback der Corporate Blogs zu sprechen, geht mir zu weit. Den Trend sehe ich genauso. Aber für ein Comeback hätten sie bei uns in der Vergangenheit schon mal angekommen gewesen sein. Und waren sie das wirklich? Sollen wir nicht besser vom hoffnungsfrohen Moment der Erstgeburt in Deutschland sprechen?

  2. […] Rehn: Branded Content und Social Mags Es wäre spannend gewesen, im Beitrag von Daniel Rehn etwas zum Verhältnis von Marketing und PR zu finden, seine Thesen sind aber auch ohne direkte […]

  3. […] Informationen wie wichtig Content Marketing 2013 wird läßt sich folgender Trendschau […]

  4. […] deutlich stärker bestimmen als bisher. Da stimme ich Daniel Rehn in seiner Prognose vom “Comeback der Corporate Blogs“ zu. Nur: Warum Comeback? Gab es diese Blogs bereits am deutschen Kommunikationshimmel? Sagen wir […]

  5. Ich sehe ebenfalls ein Comeback der Corporate Blogs – auch wenn sie nicht unbedingt die Bezeichnung „Blog“ tragen sondern eine Website sind, die Geschichte(n) erzählen. Die Unternehmen werden zunehmend eigenständiger in ihrer Medienarbeit und treten selbst als Publisher und Dialogplattform auf.

    Ach ja: QR-Codes werden aussterben. Weil sie meistens eingesetzt werden, wie du es beschreibst: Isoliert und schlecht.

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