Die Sache mit dem RSS-Feed…

… ist, wie mir scheint, dieser Tage eine Geschichte voller Missverständnisse.

Mit der Ankündigung seinen RSS-Feed vom Komplettext hin zum Anriss zu kürzen hat die Basic Thinking-Redaktion in den letzten Tagen die wohl größte Diskussion zum Thema „Longtail trifft Gratismentalität trifft Undankbarkeit“ seit langem angeheizt.

Eine Änderung, die dem Leser gerade mal einen weiteren Klick zum Öffnen eines weiteren Tabs im Browser abverlangt, ist für einen (lärmenden) Großteil der Kommentatoren zu diesem Beitrag schon zu viel, so dass diese sich mit einem „auf Nimmerwiedersehen“ von Autoren verabschieden, die sie sehr lange für kleines bis gar kein Geld aus dem Redaktionstopf, jedoch nicht aus Werbung, bespaßen durften.

Der Ton der knapp 300 Kommentare schwankt dabei zwischen „können wir verstehen und nachvollziehen“ bis „geldgierige Säcke, ich lösche euch sofort aus meinem Reader“, wobei letztere leider einen weitaus bleibenderen Nachgeschmack hinterlassen. Grund genug für André Vatter seinem Unmut über jene „Ehrenrundendreher“ in einem weiteren Beitrag Luft zu machen, der bislang ähnlich viele Reaktionen hervorgerufen hat. Das Verständnis für diesen Ausbruch ist durchaus da, löst das Problem aber nur bedingt.

Zum Verständnis: man hat noch nicht einmal vor den BT-Feed nur noch auf den Titel zu reduzieren, sondern nur noch einen Teaser zu setzen, wie es bei vielen anderen RSS-Feeds Gang und Gäbe ist, um über die generierten Klickzahlen der Mainpage jene Finanzierung zu ermöglichen, die die Qualität der oftmals sowieso schon unterbezahlten Blogredaktionen sichern soll. Mit Ausnahme all jener, die mobil und netzabhängig auf ihren Reader zugreifen müssen, ist der angesprochene eine Klick mehr im Grunde kein Problem – sollte man meinen, bis man die Kommentare studiert hat.

Dass diese Reaktion bei den meisten größeren medienbezogenen Blogs Unverständnis ausgelöst hat kann man sich denken. Stellvertretend seien hier YuccaTreePost und Carta, die übrigens auch auf das finanziell erfolgreiches Fullfeed-Angebot von daringfireball verweist, genannt, während die F.A.Z. eine sehr umfangreiche Analyse der Aufmerksamkeitsproblematik im Kampf um die Vermarktung der eigenen Inhalte in einer Kostenloskultur aufstellt.

Im Gegenzug hat Christiane Schulki-Haddouti heute morgen auch als Dank an ihre treuen Leser offenbart, dass es gerade der Fullfeedservice ist, der für das Weiterbestehen des KoopTech-Blogs gesorgt hat. Denn ohne die Feedabonnenten wäre eine Fortsetzung des Blogs nach Veröffentlichung der KoopTech-Studie im August ihrer Meinung nach nicht zwingend erstrebenswert für sie gewesen:

„Meine rund 1000 Feed-Leser hatten den Feed trotz monatelanger Inaktivität nicht gekündigt, sondern waren geblieben. Sie setzen darauf, dass irgendwann irgendwas wieder kommen würde. Und es würde sie irgendwie interessieren. Diese Treue fand ich überzeugend.“

Welche Form des RSS-Feeds nun die optimalste ist – vollständig, gekürzt oder mit Werbung versehen – dürfte nach wie vor eine Frage des Geschmacks (und der monetären Absichten im Hintergrund) sein, mit der sich Jan Tißler vom UPLOAD-Magazin übrigens schon Anfang des Jahres auseinandergesetzt hatte und seine Leserschaft dazu gleich abstimmen ließ.

ein Kommentar

  1. […] wichtig sind RSS-Feeds? Passend zur Feed-Debatte der letzten Woche beschäftigt sich das Blogprojekt mit der Relevanzfrage von […]

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