Nicht hyperventilieren: Instagram verliert User … und doch nicht

Auf t3n geht gerade der Artikel über die schwindenden Nutzerzahlen bei Instagram steil. Unter „Instagram verliert 50% seiner aktiven Nutzer“ wirft man einen Blick auf die Entwicklung der User-Rückgänge seit der Ankündigung die AGB ändern und Bilder der Community nutzen zu wollen.

Dabei bezieht man sich vor allem auf den signifikanten Einbruch bei den Daily Active Users (siehe Grafik):

Instagram_DAU

Aber ich stutze gerade, wenn ich a) die Zahlen genau ansehe und b) die Monthly Active Users dagegenhalte, die man bei appstats.eu allesamt nachvollziehen kann und in einem Nebensatz erwähnt werden. Natürlich schaut man in der Darstellung der relativen Zahlen ganz bewusst auf die Spitze am 16.12. mit 16.195.645 DAU und das Tief mit Stand von 7.408.239 DAU am 14.01., was nur noch 45 Prozent Rest bedeutet.

Wenn wir jedoch nur zwei Tage dazurechnen und vom 15.12. mit 15.673465 DAU zum 15.01. mit 9.025.783 DAU gehen, dann sprechen wir von 57,5 Prozent verbliebenen Daily Actives. Zwölf Prozent Unterschied mit nur zwei Tagen. Merkt ihr selber, oder?

Relative Zahlen sind immer eine Frage der Interpretation und Sichtweise und seit jeher ein Stilmittel, um Meldungen einen besonderen Drive zu geben. Klar, auch +40 Prozent Verlust sind nicht ohne, aber morgen und in ein paar Wochen kann es noch einmal ganz anders aussehen. Deswegen muss man jedoch nicht sofort hyperventilieren. Instagram wird noch eine ganze Weile bleiben, auch wenn man mir den Satz sicher irgendwann vorhalten wird.

Das wird insbesondere dann deutlich, wenn man sich die Monthly Active Users ansieht. Am 15.12. waren es 41.540.355 MAU, einen Monat später 46.095553. Das ist ein Plus von 10,9 Prozent, das sich völlig unbeeindruckt von den AGB zeigt. Würde ich mich auf den gestrigen 14.01. mit 47.190.377 MAU einschießen, wären es +13,6 Prozent gewesen.

Instagram_MAU

Plus fünf bzw. sechs Millionen User, die immer noch regelmäßig Bilder teilen … Das ist nicht zu verachten und auch vom Verhalten der User selbst abhängig. Ein No Brainer. Selbst ich als Heavy User habe auch mal eine bilderlose Woche.

Das einzige, was man daraus ablesen kann, ist, dass die User sensibel auf jede Form von Änderung der AGB reagieren, die nicht klar definiert ist: Und das ist völlig legitim und der große Vorwurf, den man Instagram/Facebook/Zuckerberg machen könnte.

Allerdings sind sicherlich auch viele dieser Nutzer dabei gewesen, die ihren Account erst löschen und dann wieder aufgesetzt haben, als sie die Änderung verstanden haben. Das ist ganz subjektiv und nur meinen Erfahrungen mit meiner Timeline geschuldet, aber ich habe einige Freunde wieder als Abonnenten meines Streams, die sich auf Facebook und Twitter öffentlichkeitswirksam von ihrem alten Account verabschiedet haben.

12 Kommentare

  1. Was genau misst denn AppStats eigentlich? Nur die Facebok-App oder die Mobile App als solche?

    1. Gemäß eigener Aussage: „AppStats™ is the most comprehensive analysis tool for Facebook applications and games.“

      Die tatsächliche mobile Nutzung müsste also nochmals hinterfragt werden, was die Gewichtung und Einordnung der Entwicklungen ebenso zur weiteren Überprüfung stellt.

      1. Und genau das habe ich unter dem t3n-Artikel angemerkt! Dieses bescheuerte Appstats sagt GAR NIX über die tatsächliche mobile Nutzung. Das wird aber mit keinem Wort im Artikel erwähnt…

        Ich bin weder Fan von Instagram noch irgendwas, aber ich finde es fragwürdig, so eine Welle loszutreten, wenn man noch nicht mal verstanden hat, was eigentlich die Datenbasis ist! Das ist kein seriöser Journalismus von t3n!

  2. […] verkaufen. Der Blogger Daniel Rehn hat diesen Umstand ironisch auf den Punkt gebracht und uns allen vorsorglich geraten, “nicht zu hyperventilieren” (Alles klar, ich bemühe […]

  3. […] können, bisher recht schlecht. Doch die Ereignisse der letzten Tage lassen aufhorchen: Sollte an den etwas zweifelhaften Zahlen zum Nutzereinbruch bei Instagram doch etwas dran sein? Der Statistik von App Annie zufolge […]

  4. […] Nicht hyperventilieren: Instagram verliert User … und doch nicht | daniel rehn – digita… […]

  5. […] Auf t3n geht gerade der Artikel über die schwindenden Nutzerzahlen bei Instagram steil. Unter “Instagram verliert 50% seiner aktiven Nutzer” wirft man einen Blick auf die Entwicklung de…  […]

  6. Peter Becker · · Antworten

    Wieso sollte denn jemand „hyperventilieren“, wenn Instagramm User verliert? Ist doch alles nur das Übliche: wenn ein Dienst seine User vergrätzt, steigen andere auf. Ich gönn‘ dem Berliner Startup seinen Erfolg und freue mich, dass mal wieder einem „Platzhirsch“ die Kante gezeigt wird!

    1. Da stimme ich dir vollkommen zu. Das ist absolut normal. Der gut gemeinte Rat ist auch mit einem Augenzwinkern zu verstehen, da man sich einfach nur EINEN Wert aus den ganzen Zahlen rauszog, um eine ganze Meldung zu stricken 😉

  7. […] aufgrund geänderter Nutzungsbedingungen (siehe dazu vor allem die Beiträge Michael Kroker und Daniel Rehn) ist die Popularität ungebremst, was auch an der mittlerweile tiefen Integration in Facebook […]

  8. […] Als Facebook vor einem dreiviertel Jahr Instagram gekauft hat, war der Aufschrei groß. Noch größer wurde der Aufschrei kürzlich, als der Fotodienst seine AGB angepasst hat (und postwendend zurückgerudert ist). Gibt es jetzt als Quittung für dieses Vorgehen den Mitgliederschwund? t3n analysiert: Instagram verliert 50% seiner aktiven Nutzer Und Daniel Rehn relativiert diese Auswertung: Nicht hyperventilieren: Instagram verliert User … und doch nicht […]

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