Case: Dumb Ways To Die | Sicherheitstipps auf die australische Art

Sich die Haare anzünden, einen Grizzly ärgern, abgelaufene Medizin schlucken oder auch Piranhas mit den sensibleren Körperpartien angeln, … es gibt eine Menge dummer Ideen, um sich aus dem Leben zu bugsieren. Eine Vielzahl dieser Dummheiten passieren auch im öffentlichen Nahverkehr. Also hat sich Metro Melbourne dazu entschlossen eine der besten, kreativsten und vor allem auch fröhlichsten-ernsten Kampagnen des Jahres aus der Taufe zu heben.

In der Agentur sind wir schnell darüber ins Reden gekommen. Denn nicht nur das Video selbst ist ein Hit und wurde nach 24 Stunden schon über 73.000 Mal angeklickt. Die ganze Kampagne drumherum ist bestens durchdacht und mit einer cleveren Peripherie ausgestattet.

Beginnen wir mit dem Video. Dem Kernstück der Kampagne. Was so unglaublich fröhlich klingt und belustigend anzusehen ist, hat alles, was es braucht, um eine erhöhte Viralität mitzubringen. Es ist lustig. Die Musik geht ins Ohr (ich habe es ausgetestet und gleich mehrere Follower und Freunde haben mich verflucht, dass ich den Clip heute teilte). Die Zeichnungen sind gut gemacht. Man lacht mehr und mehr ob seiner Skurrilität … Man wird zu einem Fan, noch ehe die Botschaft und der Absender bekannt sind.

Denn, wie gesehen, erst ganz am Ende werden die drei häufigsten Todesarten im öffentlichen australischen Nahverkehr aufgezeigt: zu nah an der Bahnsteigkante stehen, die heruntergelassene Schranke umfahren und die Gleise überqueren. „Be safe around trains“ heißt es dann, bis Metro als Absender hervortritt. Da hängt man schon längst am Haken.

So gibt es mit dumbwaystodie.com eine herzallerliebst gestaltete Website, auf der die verschiedenen Todesarten nachgespielt werden können. Das Ganze ist so schwarzhumorig und für das Kind im Erwachsenen gemacht, dass man schon Stunden allein hiermit verbringen könnte.

Unter dumbwaystodie.tumblr.com wurde am 01. November ein tumblr-Blog eingerichtet, auf dem man alle im Video gezeigten Wege raus aus diesem Leben als animiertes .gif herunterladen, liken und rebloggen kann. Und wer weiß, wie gut auf tumblr animierte .gif-Grafiken laufen, der kann sich über Shares und Verbreitung ohne Ende freuen. So schwanken die Reblogging-Quoten zwischen +600 („eating super glue“) und weniger als fünf, überspringen bei 21 veröffentlichten .gifs aber locker die Tausend.

Der nächste Clou: „Dumb Ways To Die“ von Tangerine Kitty mit seinem erhöhten Ohrwurm-Potential ist auf der Site direkt eingebunden, um es herunterzuladen. Das kann entweder über iTunes geschehen oder als Gratis-MP3 per Link auf das Soundcloud-Profil der Künstlerin mit ihrem Song. Was beeindruckt ist der Blick auf die Plays/Downloads-Quote, die fast 1:1 beträgt. Das schaffen wahrscheinlich nur Songs, die in den Werbespots von Apple eingesetzt werden … Der leichtfüßige Sound hat übrigens enorme Ähnlichkeit mit der von Apple so gerne gewählten Musik, wie sie zum Beispiel damals für das MacBook Air von Yael Naim stammte. Die Melodie von „Dumb Ways To Die“ ist eingängig und so einfach, dass jedes Kind sie mitnehmen kann. Die perfekte Symbiose also für musikalischen Branded Content.

Auf Facebook geht der Clip mittlerweile rum wie ein Wanderpokal nach Schlusspfiff im Turnierzeltlager und dürfte auch noch eine ganze Weile unterwegs sein. Ich ziehe derweil meinen Hut vor der Durchdachtheit der Kampagne. Jeder investierte Cent ist sein Geld wert gewesen.

10 Kommentare

  1. Danke. Gerade habe ich es geschafft den auf soundcloud heruntergeladenen Song nicht mehr in Dauerschleife abzuspielen, da kommst du und fixxt äh bloggst mich wieder an 😀
    Aber schön, dass ich als Versuchskaninchen mitspielen durfte 😉

    1. Haha, ich tue, was ich kann 😀

  2. […] Jingle des Darwin Awards sondern etwas gaaaanz anderes. Wenn ihr wissen wollt, was, dann lest doch hier nach. Ein sehr empfehlenswerter […]

  3. Danke für den Post 😉

  4. […] Daniel Rehn blogged about the viral campaign of Metro Melbourne ”Dumb ways to die” and how clever it was made – and I can’t resist viewing the video and listening to the Song over and over again. Be sure to check it out yourself, copy/paste and share it to your friends. […]

  5. Grandiose Kampagne, die so leider niemals bei uns möglich wäre. An einigen Punkten ließe sich sogar noch weiter optimieren. Zum Beispiel: Warum wird die Kampagne nicht in die Webseite integriert bzw. auf sie hingewiesen? Warum gibt es von der Kampagnenseite wiederum keinen Link auf die Webseite? Vielleicht hat hier die Metro selbst etwas Angst, zu nahe mit diesem schwarzhumorigen Umgang mit dem Thema Tod in Verbindung gesetzt zu werden. Wie gesagt, ansonsten mehr als klasse.

    1. Die weitere Integration in die Site der Metro wäre sicher machbar gewesen, aber ich glaube fast, dass es der Sache noch zuträglicher ist keinen so sichtbaren Absender zu haben. Die Botschaft bleibt hängen, was bei einem derartig wichtigen Thema für die Metro wohl wichtiger ist, denn als Absender im Gedächtnis zu bleiben.

      1. Aus „Authentizitätsgründen“ verstehe ich das völlig. Durch die fehlende Einbindung wird die Kampagne aber auf der anderen Seite viele Zielgruppen nicht erreichen, die nicht so Social Media affin sind – aber trotzdem unbedingt erreicht werden sollten. Da gilt es natürlich abzuwägen. Ach ja: Nachdem ich die Kampagne jetzt vielfach diskutieren lassen habe: Generelle Begeisterung, aber 3 Minuten sind definitiv zu lang. Dem schließe ich mich langsam auch an.

  6. […] schoss. Keine zwei Wochen davor amüsierten uns abstrus sterbende Blubbermännchen zutiefst. Mit Case: Dumb Ways To Die | Sicherheitstipps auf die australische Art konnte ich immerhin noch 1.663 Zugriffe provozieren. Einer meiner am meisten beachteten Beiträge […]

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