Wer mich kennt, der weiß, dass ich a) ein sehr großer Freund von Corporate Blogs bin und b) schon seit langer Zeit mit großer Freude und Interesse verfolge, welche Projekte mein lieber Freund Christian de Vries immer wieder anschiebt. Die Heidenheimer Opernwerkstatt war zum Beispiel so ein Projekt. Als er nun vor kurzem das Schwäbische gegen den Raum Aachen und die angrenzenden Niederlande eintauschte, um bei DocMorris anzuheuern, war klar: Da kommt noch was.
Und so sollte es auch sein. Innerhalb kürzester Zeit hatte er als Social-Media-Verantwortlicher der Versandapotheke nicht nur einen frischen Twitter-Account ans Herz gelegt, sondern auch ein eigenes Corporate Blog. Grund genug, um einmal nachzuhaken, was man sich davon verspricht.
Christian, an dieser Stelle noch einmal Glückwunsch zu deinem neuen Tun bei DocMorris. Magst du noch einmal kurz erzählen, wie es dich dorthin verschlagen hat?
Es hatten sich in den vergangenen Jahren private Änderungen ergeben, damit einhergehend auch Möglichkeiten. Ich dachte nach, und mir war klar, dass ich gern etwas aufbauen wollte. Gleichzeitig wollte ich gern wieder in ein Team, was sich bei DocMorris großartig ergeben hat, als die Ausschreibung kam.
Und ab diesem Punkt war klar, dass du dort etwas verändern kannst. Wie man sehen kann bist du in deinen ersten Wochen ja gleich in die Vollen gegangen. Aber was ist denn im Hintergrund geschehen? Du musstest dich ja sicherlich erst einmal einleben und alle kennenlernen, nicht?
Die ersten Wochen waren sehr, sehr aufregend, weil ich die Arbeitsweise einer Versandapotheke noch nicht kannte. Leicht gemacht haben es mir dann alle: Viele kompetente Kollegen haben mir den Einblick gegeben; gleichzeitig konnte ich den Markt beobachten und an den ersten Maßnahmen feilen.
Das Ergebnis dieser guten und in alle Richtungen und für Themen offenen Vernetzung ist nun also die Entwicklung eurer digitalen Präsenzen. Was sind dabei die Ziele?
DocMorris ist die größte europäische Versand-Apotheke. Wir haben mittlerweile mehr als zwei Millionen Kunden und sind gleichzeitig eine starke Marke, die immer noch Potenzial für einen weiteren Ausbau hat. Im Branchen-Wettbewerb ist gerade viel in Bewegung. Ein Grund mehr, sich intensiv den Kunden zu widmen. Unser erklärtes Ziel ist die Ansprechbarkeit auf den digitalen Kanälen, die Überbrückung der Distanz. Wir sind als Apotheke da, wo unsere Kunden sich aufhalten. Mit einer großen Kompetenz, die für sich spricht. Zudem schauen wir, welche Fragen zur Gesundheit im Netz gestellt werden. Und unser wichtigstes Anliegen: wir wollen vernetzen.
Wer will sich da mit wem vernetzen? Das ist schließlich immer die große Unbekannte bei allen strategischen Überlegungen in dieser Richtung.
Gute Frage. Das ist noch nicht so offensichtlich. Deutlich wird nur, dass der Patient und Kunde immer mündiger wird. Er informiert sich insbesondere im Netz, bevor er oder nachdem er mit dem Gesundheitssystem in Berührung tritt oder getreten ist. Sei es über Ärzte, Krankenhäuser, Therapiemöglichkeiten, Apotheken, Krankenkassen, Heilungsmethoden … Der Kunde kann recherchieren und tut dies auch. Oft hat er Fragen, die er nun stellen kann.
Was bedeutet denn dabei Social Media oder die digitale Kommunikation?
Das bedeutet für uns Dialog. Und dafür gilt es, die Dialogmöglichkeiten zu öffnen. Wir sind dazu mit Twitter und dem Blog gestartet, eine gelungene Kombination. Twitter ist heute schon für viele Menschen, die sich versiert in diesen Sphären bewegen, gleichbedeutend mit dem Kanal Telefon. Die Kanäle der Telekom, der Bahn und etwa die der Deutschen Bank sind schöne Beispiele, was möglich ist. Gleichzeitig wollen wir Hilfestellung im Netz leisten. Wir zeigen etwa, wo sich was im Netz tut und bieten dazu einen Überblick.

Verantwortet bei DocMorris die Online-Kommunikation: Christian de Vries.
Entschuldige die Frage: Aber ist das die Aufgabe einer Apotheke?
Im Grunde ist es gleichgültig, wer die Aufgabe übernimmt. Es kann auch ein Arzt sein, ein Krankenhaus oder eine Krankenkasse. Bisher habe ich allerdings wenig Ansätze für eine lebendige Vernetzung gefunden. Und immer mehr Betroffene oder Partner, mit denen ich rede, sprechen darüber, dass sie sich im Wust der Informationen verlieren. Dann versuchen wir uns also an der Aufgabe.
Und Beispiele finden sich viele, und gute zugleich. Etwa das Projekt washabich.de, wo Medizinstudenten Befunde übersetzen. Ich kannte es bis dahin nicht. Oder der Medien-Doktor, der medizin-journalistische Beiträge auf Plausibilität überprüft. Noch ein gutes Projekt, dass wir gern im Blog vorgestellt haben.
Die Beispiele sind schön, aber was heißt für dich lebendige Vernetzung?
Vernetzung ist ja viel mehr als das Setzen eines Links in einem Blogbeitrag. Ich will wissen, wer den Blogeintrag geschrieben hat, wer dahinter steckt, welcher Mensch das ist. Insbesondere, wenn es Blogs sind, die sich mit einem schwierigen Thema beschäftigen. Und das sind Blogs von Patienten in aller Regel. Auf meiner Blogroll stehen derzeit schon mehr als 70 Blogs, die in diese Richtung zielen. Und wenn ich sie lese, staune ich oft über den Mut, über die Courage. Das sind Menschen mit HIV, mit Parkinson, mit Multipler Sklerose, mit Rheuma, mit Diabetes. Sie schreiben in ihre Blogs. Über sich, über ihre Krankheit und – viel wichtiger noch – über ihr Leben. Es wäre schön, wenn wir und viele andere mehr darüber wissen.
Was strebt ihr also an?
Für mich ist das sogenannte Social Web immer auch das Sprungbrett für eine wirkliche Vernetzung im sogenannten Kohlenstoffleben, also im richtigen Leben. Wir denken gerade über eine Teilnahme am geplanten Medicamp in Hamburg nach. Es gibt ein weiteres Gesundheitscamp in Süddeutschland noch im Frühjahr und es wird Patientenveranstaltungen geben. Wir werden uns dort treffen und sind als Unternehmen DocMorris ansprechbar. Digital und im richtigen Leben.
Und welcher Aufwand steckt hinter der Implementierung von digitaler Kommunikation?
Das hängt von der Unternehmensgröße ab: je größer, desto mehr Aufwand. Denn Social Media betrifft ja alle. Alle finden sich in irgendeiner Form im Netz wieder. Sei es als Arbeitnehmer, als Kollege, als Chef, als Kunde, als Partner, und viele mehr. Dabei geht es etwa um die Sensibilisierung, um das Aufzeigen, das „Guck‘ mal, so geht das“. Da muss man manchmal etwas in Vorleistung gehen, Beispiele schaffen, um Vertrauen werben.
Okay. Eine Frage, die jetzt leider sein muss: Wie geht das Unternehmen DocMorris mit Kennzahlen wie KPI und ROI um?
Gelassen bis gar nicht, was fahrlässiger klingen mag, als es für uns aktuell tatsächlich ist. Der Markt bewegt sich derzeit so stark, dass es kaum eine aussagekräftige Bewertung geben kann. Fakt ist, dass wir über die Kanäle derzeit kein einziges Medikament zusätzlich verkaufen. Wollen wir auch nicht. Wir wollen erst einmal da sein, ansprechbar. Und wer mir einen schnellen ROI plausibel machen will, kann sich schon mal von dannen schleichen. Geht nicht, meiner Meinung nach. Was die KPI angeht, sind wir schon ehrgeizig. Und realistisch. Wir wissen: das braucht Zeit.
Welche weiteren Pläne im Netz gibt es für DocMorris, etwa der Aufbau von weiteren Kanälen?
Ja, durchaus. Allerdings erneut mit einem realistischen Augenmaß. Denn wir haben auch eine hohe Verantwortung, was Datensicherheit und Vertraulichkeit angeht. Wir haben konkrete Pläne, um unsere Beratungskompetenz auch auf den digitalen Kanälen noch weiter auszubauen. Da wird sich in Zukunft etwas tun. Es dauert noch ein wenig, wir bereiten uns gründlich vor.
Christian, hab vielen Dank für das Interview. Ich werde die weiteren Entwicklungen auf jeden Fall im Blick behalten und würde mich freuen, wenn wir uns bei Gelegenheit dann noch einmal sprechen würden.
[…] “Wir wollen Dialog ermöglichen” – Christian de Vries im Interview über die Onlin… […]
[…] “Wir wollen Dialog ermöglichen” – Christian de Vries im Interview über die Onlin… […]
[…] Christian de Vries – den Social Media Manager von DocMorris, einer großen Apothekenkette – interviewt hat, beschloss ich, mir die Branche auch eimal etwas genauer anzuschauen. Doc Morris gilt hier auch als […]
Mittlerweile sind Online Apotheken wie DocMorris etabliert und niemand regt sich darüber auf…und das ist auch gut so. Vor allem hat es auch Bewegung bei den stationären Apotheken gebracht, da sie sich jahrzehntelang auf ihren alten Vorrechten ausgeruht haben und wenig Service für den Kunden angeboten haben.
Hallo Daniel,
in deinem Interview erwähnst du auch andere Blogs. Welche von denen gefallen dir und warum? Was muss ein Blog haben, damit er dein Interesse hat?
LG Janine
Hallo Janine,
was und wer Interesse weckt ist ja von Mensch zu Mensch sehr verschieden. Was dem einen gefällt, findet der andere wenig spannend. Sicher gibt es ein paar Punkte, die die Allgemeinheit ansprechen und quasi den Mainstream abbilden.
Was gefällt dir denn an einem Blog?
Schöne Grüße Peter
Hallo Peter,
mir ist es wichtig, das die Artikel galubhaft rüberkommen, und eben nicht zu perfekt sind. Das auch die Fotos reinpassen, das man sieht derjenige hat sich Mühe gegeben.
Leider gibt es wenige, gut gemachte, Blogs. Die meisten sind woll Werbung, werden nicht regelmässig gepflegt oder die Themen werden einseitig beschrieben. Oft wünsche ich mir, dass man da mehr über den Tellerrand schaut und auch mal eine andere Sicht der Dinge schreibt, die nicht unbedingt Mainstream sind.
Ich finde diesen Blog hier aber ganz gut gelungen, gerade weil er nicht so überlastet mit Werbung, Videos und was weiß ich ist.
Ich finde im oberen Bereich, also Header-Bereich, könnte noch ein bißchen was gemacht werden, quasi als Eye-Catcher um Interesse zu wecken. Inhaltlich ist die Seite ja sehr gut gelungen.
Hallo Herr Rehn,
wie klappt es denn mit der Eigenvermarktung dieses Blogs? Sind Sie in der Richtung zufrieden?
Mit freundlichen Grüßen T.Richter
Wie erfolgreich ist denn die Vermartkung einer Website über Social Kanäle wie Twitter, Facebook oder Google+? Sicher erricht man darüber eine große Anzahl von Menschen, aber wie viele davon gewinnt man als Kunde?
Aus eigeneer Erfahrung kann ich sagen, dass Twitter weit überschätzt wird als ernsthafter Dienst und erst recht als Quelle für Besucher/Umsatz. Facebook selbst muss das Marketing gut durchdacht sein, sonder verbrennt man viel Geld dafür. Unsere Marketing-Agentur hat schon mehrere Online Apotheken betreut – Nachhaltigkeit ist da das Stichwort.
Für unseren Online Shop können wir sagen, dass wir zwar viele Besucher über Social Media Kanäle haben, die Kaufabschlüsse aber eindeutig denen von Suchmaschinen-Traffic hintenan stehen.
Für unsere Online Apotheke machen wir vor allem über Facebook viel werbung und sind sehr zufrieden damit. Wir haben dafür speziell eine Agentur beauftragt, allein würden wir uns das nie zutrauen.
Interessant wäre es zu wissen, wie DocMorris heute über den ROI denkt. Sicher, am Anfang kann man ihn vernachlässigen, muss ihn sogar, aber auf lange Sicht kann er nicht außer acht gelassen werden.
In der heutigen Zeit ist es alles eine Frage des Geldes. Um bei starken Keywords bei Google vorn zu sein, reicht es nicht mehr einfach nur eine gute Seite zu haben. Das ist ein MUSS…aber allein damit wird niemand vorn landen. Links, Social Media, Werbung…und das alles wird nur eine Media-Agentur leisten können.
Wir bei Aponet arbeiten schon länger mit Social Kanälen und investieren dementsprechend auch Geld. Für ins spielt es weniger eine Rolle, das investierte Geld wieder „rein zu holen“, denn Social Marketing gehört einfach dazu, man MUSS präsent sein um nicht den Anschluß zu verlieren. Auf jeden Fall sollte man das Geld zielgerichtet einsetzen und nicht einfach wild daruf los. Eine gute Marketing-Agentur sollte es auf jeden fall sein die das übernimmt.
Zielgerichtet ist genau das Stichwort, denn immer wieder ist das Gießkannenprinzip zu sehen. Twitter, Facebook, Instagram. alles muss bedient werden. Dabei sprechen die verschiedenen Social Medien ganz unterschiedliche Menschen an. Viele Agenturen sollten das wissen (wenn sie es nicht wissen, sind sie falsch im Gewerbe), verschweigen das aber den Kunden. Und in der Folge wird dann viel Geld verbrannt.