Afterglow: Vortrag „Professionelle Blogger-Beziehungen“ beim 9. Agenturgipfel Bayern und Oberbayern

Eröffnen wir meine angekündigte Themenwoche „Blogging“ doch mal mit einem kleinen How-to zu Blogger Relations. Wie bereits erwähnt, durfte ich letzten Freitag bei der IHK Bayern und Oberbayern im Rahmen des 9. Münchner Agenturgipfels referieren. Während sich Klaus Eck zu Basics und Weiterentwicklung von Social Media äußerte, war es an mir zu professionellen Blogger-Beziehungen zu referieren. Die Folien, die ihr hier seht, durfte ich netterweise mit dem Okay der Veranstalter hochladen und mit euch teilen.

Da knapp 30 Minuten für meinen Slot aber kaum ausreichten, um alles zu besprechen, was mir so am Thema am Herzen liegt, bereite ich meinen Vortrag in der Folge noch ausführlicher auf, um mit euch auch eine weitere Diskussion anzustossen und Fragen zu Blogger-Beziehungen zu behandeln.




Folie #01:
Um es vorweg zu sagen: Mein Vortrag hat nichts mit technischen Aspekten oder Metriken zu tun, die wiedergeben, wie viel „Macht“ ein Blogger nun hat. Dieser ganze auf KPI und ROI ausgerichtete Part findet hier und heute keine Beachtung. Mir geht es um das Menschliche, das Miteinander zwischen Unternehmen, Agenturen und Bloggern. Also nicht wundern, wenn es menschelt 😉

Folie #02:
Ein kurzer, sehr oberflächlicher Einstieg in das Thema Blogs. Was sind sie? Wer steckt dahinter? Für euch als regelmäßige Leser ist das alles nichts Neues, aber die allgemeine Rückbesinnung, dass es immer noch „digitale Tagebücher“ gibt, die von Privatpersonen mit persönlichen Gedanken gefüllt werden, sollte immer wieder berücksichtigt werden, denn sie sind es, die ein Gros der Blogosphäre ausmachen, aber eben nie beachtet werden, da kaum bzw. nie besucht. Das soll aber nicht bedeuten, dass diese Blogger nicht eine eigene kleine Nische besetzen könnten, in der sie für andere ein unglaublich wichtiger Fixpunkt zur Orientierung in einem Thema darstellen.

Folie #03:
Wer mich kennt, der weiß, wie viel Spaß mir dieses Bild von Social Media als Party macht. Praktisch, dass sich das auch auf die Blogosphäre anwenden lässt. Vergesst all die komplizierten Strategien, die man immer wieder runterbetet und konzentriert euch auf das Wesentliche: Sei kein Arsch und trete deinen Mitmenschen off- wie online mit Respekt gegenüber. Interesse und Manieren, Umgänglichkeit und Höflichkeit helfen ebenfalls enorm.

Folie #04:
Ist es so einfach? Hier könnt ihr das erste Mal dazwischengrätschen …

Folie #05:

Blogger Relations sind wie guter Wein. Aus etwas Kleinem kann mit Geduld und Pflege Fantastisches werden.

Das Bild mit dem Wein ist neu. Das habe ich frisch für den Vortrag entwickelt, da es mir sehr zusagt. Ich kümmere mich um ein zartes Pflänzchen, hege und pflege es, sorge dafür, dass es ihm gut geht, wächst, reift, und am Ende, wenn ich viel Zeit, Schweiß und Aufmerksamkeit reingesteckt habe, ernte ich und habe einen feinen Tropfen, der für einen wundervollen Moment sorgen kann. Ein Moment, von dem ich noch lange zehren und mich daran erfreuen kann. Das ist zwar eine ausgeprägtere Agentur- bzw. Unternehmenssicht, aber ich denke, das trifft es ganz gut.

Die Übersicht gibt im Großen und Ganzen ja einen Überblick, worauf ihr euch in der Folge einlasst.

Folie #06:
Der vormediale Raum. Jetzt wird’s kurz theoretisch …

Folie #07:
An dieser Stelle möchte ich Thomas Pleil einmal mehr danken, dass er mir im Studium das Verständnis für das Social Web und auch die Blogosphäre als vormedialen Raum mitgegeben hat, von dem ich noch heute zehre.

Der Prozess der Aufbereitung und Verwertung von Nachrichten und Informationen ist dabei schnell erklärt. Themen poppen im Web in Blogs und Co. auf, werden auf Twitter, Facebook und anderen Services weitergereicht, bis sie eine kritische Masse erreicht haben und (teils schon vorher) auf dem Radar der etablierten Medien auftauchen. Das alles ist noch „vormedial“, wenn man die großen Tiere der Medienlandschaft als „Herrscher“ über den medialen Raum versteht. Die großen Medien in Print, TV, Radio und ihre Online-Ableger nehmen sich schließlich der Sache an, schreiben eigene Artikel, erreichen damit eine noch größere Masse … und das zieht dann wieder einen Rattenschwanz an Blogposts und Beiträgen nach sich, die sich auf die Artikel der Etablierten beziehen.

Es ist ein steter Kreislauf, bei dem Social Web und Blogosphäre als „Durchlauferhitzer“ für Nachrichten fungieren. Hier werden Themen gesetzt und erhalten in kurzer Zeit in den relevanten Kreisen enorme Aufmerksamkeit. Wie diese „relevanten Kreise“ im Endeffekt aussehen, ist höchst unterschiedlich. Allein darüber ließe sich eine ganze Reihe an Beiträgen schreiben. Doch das würde vom Blick auf die Blogger Relations zu weit abschweifen. Ein ander Mal vielleicht.

Folie #08 und #09:
Ein kleiner Überblick der bekannteren und ganz frischen Geschichten und Fallbeispiele, die es aus dem Web in die etablierten Medien schafften und dann wieder die Runde ins Web machten. Ihr kennt sie allesamt. Jack Wolfskin, Jako, Greenpeace vs. Nestlé, der Pril-Contest, … aber auch Positivbeispiele wie die beiden Jungs, die @zdfonline „gekapert“ haben und so zu einer Festanstellung am Lerchenberg kamen.

Folie #10:
Hier schließen wir an Folie #07 an und diese auch ab. Es bleibt festzuhalten, dass Blogger mit der richtigen Story den Sprung in die klassischen Medien schaffen können, sofern die üblichen Mechanismen greifen und man auf einer Buzz-Welle nach oben gespült wird. Natürlich muss dafür wieder Einiges zusammenkommen, damit das auch so funktioniert, aber hey, ich wollte ja sowieso auf das Menschliche eingehen 😉

Folie #11:
Jetzt wird es praktisch. Kommen wir zur Blogosphäre, die wir auch am Montagabend in unserer Montagsrunde analysiert haben. Denn …

Folie #12:
… das, was die Wikipedia zur Blogosphäre sagt …

Folie #13:
… hat nur bedingt etwas mit dem zu tun, was die Blogosphäre selbst über sich sagt. Allein die gesammelten Statements lassen erahnen, dass es kein einheitliches Verständnis oder Bild über „die“ Blogosphäre gibt. Nicht im geringsten.

Folie #14:
Vielmehr sieht jeder etwas anderes darin, das einen Nutz- und Mehrwert bietet. Und das gilt für jeden, der sich einmal umsieht. Es gibt für so gut wie jedes Thema eine Nische und jemanden, der sie besetzt. Mal als Experte, da man schon jahrelang in einem Thema drinsteckt, mal als Newbie, der seine ersten Schritte auf einem neuen Feld dokumentiert und damit ebenso unterhalten, begeistern und interessieren kann, wie der Gelegenheitsblogger, der einfach nur seine Gedanken aus dem Kopf über die Finger in die Tastatur und somit ins Netz wandern lässt. Fast jedes Mitglied der „ins Netz schreiben“-Gemeinde hat seine Daseinsberechtigung. Und all jene, die man nicht gutheißen mag, weil deren Inhalte einem nicht zusagen, kann man immer noch meiden. Niemand ist gezwungen sich das durchzulesen.

Folie #15:
Aber – und jetzt kommt das „aber“ – niemand ist bereit komplett außen vor bleiben zu wollen. Hier folgt nun der Wechsel vom Allgemeinen ins Spezielle, wie es auch bei meinem Vortrag der Fall war. Denn nun wechsle ich vom Erklärbär-Modus in zwei neue Rollen: die des Agenturlers, der Blogger anspricht, und die des Bloggers, der Anfragen und Angebote vorgesetzt bekommt. Was folgt ist ein leicht schizophrenes Rollenspiel, das viele von uns wohl auch zu gut kennen. Das ständige Hin und Her, wie man die eigenen Interessen oder die des Kunden in eine ansprechende und angemessene Verpackung steckt, ohne bestehende oder neu zu knüpfende Kontakte zu verbrennen.

Darum habe ich mit Hilfe einiger wirklich wunderbarer Blogposts der jüngeren Vergangenheit (siehe Folie #25) ein paar Fragen zusammengestellt, die man sich als Agentur wie auch Blogger stellen sollte, wenn bzw. noch bevor es zum Kontakt kommt.

Folie #16 und #17:
Die Fragen, die man sich als Agentur selbst stellen sollte sind, und das habe ich auch während meines Vortrags fallen lassen, allesamt nichts Neues. Schon gar kein Hexenwerk. Es sind Fragen, die man sich einfach stellen sollte, wenn man mit einem Menschen (!) in Kontakt tritt. Was will ich eigentlich? Habe ich den richtigen Ansprechpartner vor der Nase? … Das sind im Grunde Selbstverständlichkeiten, von denen wir hier reden, die im Arbeitsalltag durch komplett durchfrisierte und -designte Prozesse aber zuweilen komplett flöten gegangen sind. Zumindest erscheint es mir so immer wieder.

Klar, die Vorgaben des Kunden spielen ab und an auch eine Rolle, aber wer heute beispielsweise noch mit einer Undercover-Nummer daherkommt und Blogger mit mysteriösen Päckchen überraschen will, der muss sich meiner Meinung nach keine Hoffnungen auf ein Gelingen machen. Die Zeit der Schnitzeljagden ist vorbei. Ebenso wenig sollte versucht werden Bloggern eine Meinung in den Mund zu legen, die sie nicht vertreten können und wollen. Da kann man sich genauso gut gleich ins Knie schießen.

Folie #18 und #19:
Aber auch Blogger sollten sich so ihre Gedanken machen, wenn sie angesprochen und nicht mit ihren Fragen zur Aktion, Auftraggeber und Aufgabe hinterm Berg halten. Auch hier kann man mit einfachen, aber auch verdammt wichtigen Fragen (z.B. nach einem Disclosure) viel Wind aus den Segeln der Hater nehmen, die „Kommerz!“ oder „Du hast dich verkauft!“ rufen. Und ja, diese Rufe gibt es zuweilen. Wie gesagt, die Blogosphäre gönnt sich untereinander nicht immer alles. Leider.

Folie #20:
Das Herzstück meines Vortrags. Die Folie, die als Erstes stand. Die Aussagen stehen allesamt für sich und ich muss sie wohl kaum weiter ausführen. Denkt einfach an das Eingangs geführte Bild der Party, das für alle Bereiche des Lebens gelten sollte: Sei. Kein. Arsch!

Folie #21 bis #25:
Der übliche Rausschmeißer, die Quellen für Text und Bild und – mir ganz wichtig und schon einmal erwähnt – das große Danke an Kerstin Hoffmann, Nadja Amireh und Anja Beckmann, Julian Grandke, Dörte Giebel, Robert Basic, Marie-Christine Schindler und Thomas Pleil für den gelieferten Input!

So. Und jetzt seid ihr dran. Feedback und Rückmeldungen aller Art sind gern gesehen und willkommen, damit ich für’s nächste Mal besser unterwegs bin 😉

5 Kommentare

  1. […] Afterglow: Vortrag „Professionelle Blogger-Beziehungen“ beim 9. Agenturgipfel Bayern un… Eröffnen wir meine angekündigte Themenwoche "Blogging" doch mal mit einem kleinen How-to zu Blogger Relations. Wie bereits erwähnt, durfte ich letzten Freitag bei der IHK Bayern und Oberbayern i… Source: danielrehn.wordpress.com […]

  2. […] Umgangs miteinander, die es einzuhalten gilt – im Groben habe ich diese ja bereits während meiner Ausführungen zu Blogger Relations erläutert) … Um es im Social Web aber wirklich nach vorne zu schaffen oder zumindest in […]

  3. […] meine Beiträge zum Agenturgipfel sowie der großen Frage-/Antwort-Runde rund um die Einführung ins Thema Blogging für Monika schon […]

  4. […] Erfahrungsaustausch sollen im besten Fall fruchtbare Blogger Relations entstehen. Diese sind, wie Daniel Rehn es sehr anschaulich formulierte, „[…] wie guter Wein. Aus etwas Kleinem kann mit Geduld und Pflege Fantastisches […]

  5. […] Sondern auch aus professioneller Sicht kann ich nur sagen: Volltreffer! So, genau so, macht man es. Beziehungsaufbau und Beziehungspflege zu potentieller Multiplikatoren. Natürlich in der Hoffnung, bei ihnen einen positiven Eindruck zu hinterlassen und virale […]

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